Aufgabe des Freilichtmuseums Hessenpark ist es, den Besuchern die ländliche
Kulturgeschichte Hessens auf lebendige Weise nahe zu bringen. Zu diesem Zweck
sammelt das Museum Kulturgüter, sorgt für ihre Erhaltung und erforscht sie in
ihren historischen Zusammenhängen. Die Ergebnisse dieser Arbeit können Sie in
lebensnah konzipierten Ausstellungen und Führungen sowie in unterhaltsamen
Vorführungen und Veranstaltungen erleben. So erfahren Sie auf einer Zeitreise
in die hessische Vergangenheit viel Interessantes über ländliche Kultur und
Tradition.
Im Museum werden vor allem historische Gebäude aus ganz Hessen gesammelt
und bewahrt, die vor Ort nicht erhalten werden konnten. Sie stehen heute
exemplarisch für die einzelnen Regionen, für bestimmte Epochen und für wirtschafts-
und sozialgeschichtliche Aspekte ihrer Zeit. Die Gebäude werden in einer
realistisch gestalteten Umgebung wiederaufgebaut, zum Beispiel in einem Dorf
oder einer Hofanlage, und sind zum Teil im Stil eines bestimmten Zeitraums
eingerichtet. Auf diese Weise können Sie die historische Wirklichkeit aus
verschiedenen Perspektiven kennen lernen.
Im Freilichtmuseum sind zahlreiche ländliche Haus- und Hofformen zu sehen.
So gibt es zum Beispiel die in Nordhessen vorkommenden Sonderformen des
niederdeutschen Hallenhauses, Wohnhäuser mit Scheunen und Ställen, Werkstätten,
Rathäuser, Schulen und Kirchen.
Die weiteren Hausformen im Freilichtmuseum reichen vom Eindachhof, bei dem
sich Wohnbereich, Stallungen und Vorratsräume unter einem Dach befinden, bis
zum mehrseitigen Gehöft. Die meisten Eindachhöfe und Wohnhäuser im Museum haben
einen Grundriss, der aus zwei oder drei Zonen besteht: dem Wohntrakt und dem
Eingangsbereich mit Küche (Ern) sowie dem Viehstall. Frühe Bauten ohne
feuerfesten Kamin werden als Rauchhäuser bezeichnet, weil der Rauch der offenen
Herdstelle sich im oberen Geschoss ausbreiten und durch das strohgedeckte Dach
abziehen konnte.
Die meisten Gebäude im Freilichtmuseum sind Fachwerkhäuser. Sie bestehen
aus einem tragenden Holzgerüst, dessen Zwischenräume – die Gefache – mit
verschiedenen Materialien geschlossen werden: Dazu benutzte man Lehm, der auf
ein Strohgeflecht gestrichen wurde, aber auch Lehm-, Ziegel- oder Natursteine.
Ältere Fachwerkhäuser sind so genannte Ständerbauten, bei denen die
senkrecht stehenden Holzbalken, die „Ständer”, durch alle Geschosse reichen. Bei den jüngeren Bauten ist dagegen jedes
Stockwerk für sich gezimmert.
Oft sind die Fassaden der Fachwerkhäuser verziert. Das Holz ist geschnitzt,
bemalt oder mit Inschriften versehen, und bisweilen findet sich auch der
„Fränkische Erker”, bei dem eine Fenstergruppe durch üppige plastische
Ornamente erkerartig hervorgehoben ist. Die Gefache schmückte man teils mit
Kratzputz oder bemalte sie manchmal mit farbenfrohen Motiven aus der
bäuerlichen Welt.
Früher waren die Dächer einfacher Fachwerkhäuser in Hessen häufig mit
Langstrohroggen gedeckt. Wegen der Feuergefahr wurden Strohdächer jedoch später
verboten und man verwendete zunehmend Steinplatten, Schiefer, Ziegeln oder
Blech.
Koordinaten: 50° 18′ N, 8° 30′ O
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