Donnerstag, 2. April 2015

Der Hessenpark in Neu Anspach Teil 1



Aufgabe des Freilichtmuseums Hessenpark ist es, den Besuchern die ländliche Kulturgeschichte Hessens auf lebendige Weise nahe zu bringen. Zu diesem Zweck sammelt das Museum Kulturgüter, sorgt für ihre Erhaltung und erforscht sie in ihren historischen Zusammenhängen. Die Ergebnisse dieser Arbeit können Sie in lebensnah konzipierten Ausstellungen und Führungen sowie in unterhaltsamen Vorführungen und Veranstaltungen erleben. So erfahren Sie auf einer Zeitreise in die hessische Vergangenheit viel Interessantes über ländliche Kultur und Tradition.
Im Museum werden vor allem historische Gebäude aus ganz Hessen gesammelt und bewahrt, die vor Ort nicht erhalten werden konnten. Sie stehen heute exemplarisch für die einzelnen Regionen, für bestimmte Epochen und für wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte ihrer Zeit. Die Gebäude werden in einer realistisch gestalteten Umgebung wiederaufgebaut, zum Beispiel in einem Dorf oder einer Hofanlage, und sind zum Teil im Stil eines bestimmten Zeitraums eingerichtet. Auf diese Weise können Sie die historische Wirklichkeit aus verschiedenen Perspektiven kennen lernen.
Im Freilichtmuseum sind zahlreiche ländliche Haus- und Hofformen zu sehen. So gibt es zum Beispiel die in Nordhessen vorkommenden Sonderformen des niederdeutschen Hallenhauses, Wohnhäuser mit Scheunen und Ställen, Werkstätten, Rathäuser, Schulen und Kirchen.
Die weiteren Hausformen im Freilichtmuseum reichen vom Eindachhof, bei dem sich Wohnbereich, Stallungen und Vorratsräume unter einem Dach befinden, bis zum mehrseitigen Gehöft. Die meisten Eindachhöfe und Wohnhäuser im Museum haben einen Grundriss, der aus zwei oder drei Zonen besteht: dem Wohntrakt und dem Eingangsbereich mit Küche (Ern) sowie dem Viehstall. Frühe Bauten ohne feuerfesten Kamin werden als Rauchhäuser bezeichnet, weil der Rauch der offenen Herdstelle sich im oberen Geschoss ausbreiten und durch das strohgedeckte Dach abziehen konnte.

Die meisten Gebäude im Freilichtmuseum sind Fachwerkhäuser. Sie bestehen aus einem tragenden Holzgerüst, dessen Zwischenräume – die Gefache – mit verschiedenen Materialien geschlossen werden: Dazu benutzte man Lehm, der auf ein Strohgeflecht gestrichen wurde, aber auch Lehm-, Ziegel- oder Natursteine.
Ältere Fachwerkhäuser sind so genannte Ständerbauten, bei denen die senkrecht stehenden Holzbalken, die „Ständer”, durch alle Geschosse reichen.  Bei den jüngeren Bauten ist dagegen jedes Stockwerk für sich gezimmert.
Oft sind die Fassaden der Fachwerkhäuser verziert. Das Holz ist geschnitzt, bemalt oder mit Inschriften versehen, und bisweilen findet sich auch der „Fränkische Erker”, bei dem eine Fenstergruppe durch üppige plastische Ornamente erkerartig hervorgehoben ist. Die Gefache schmückte man teils mit Kratzputz oder bemalte sie manchmal mit farbenfrohen Motiven aus der bäuerlichen Welt.

Früher waren die Dächer einfacher Fachwerkhäuser in Hessen häufig mit Langstrohroggen gedeckt. Wegen der Feuergefahr wurden Strohdächer jedoch später verboten und man verwendete zunehmend Steinplatten, Schiefer, Ziegeln oder Blech.